Konflikte am Arbeitsplatz – Eine Liebeserklärung an das Streiten!

Ich erinnere mich noch gut daran, wie ein ziemlich aufgebrachter Kollege vor einigen Jahren wütend an meinem Schreibtisch stand und mich, lautstark und für alle Kollegen hörbar, wissen ließ, dass er sich über mich geärgert habe.
Weil ich etwas gesagt habe, dass ihn im schlechten Licht erscheinen ließ – und das auch noch zu unserem gemeinsamen Chef. In meiner zweiten Arbeitswoche…
Puh, das war eine Situation, aus der ich am liebsten direkt geflüchtet wäre. Denn auf dem Papier stimmte die Aussage sogar – nur fehlte der Kontext und der Hintergrund für meine Äußerung und dadurch klang es natürlich richtig mies. Und so direkt angesprochen, fehlten mir erstmal die Worte (was nicht häufig passiert…).
Doch schon in der Mittagspause des gleichen Tages war ich dankbar und beeindruckt von dem mutigen Verhalten meines Kollegens. Denn nach einigen tiefen Atemzügen bin ich – mit zittrigen Knien – noch einmal zu ihm gegangen und wir haben es geschafft, über unsere Beweggründe und Emotionen zu sprechen und damit war der Grundstein gelegt für eine wunderbar kollegiale Zusammenarbeit. In der wir übrigens häufig unterschiedlicher Meinung waren, aber eine starke Beziehung aufbauen konnten, die das aushielt und wir dadurch viele gemeinsame Projekte erfolgreich gewuppt haben.
Was ich für mich daraus gelernt habe? Spannungen anzusprechen – so früh wie möglich!
Spannungen entstehen schnell, wenn Menschen aufeinander treffen. Nimmt man dann noch den Arbeitskontext mit Themen wie unterschiedlichen Hierarchiestufen, (konträren) Zielen, Zeit-und Ressourcenknappheit hinzu, ist das Konfliktpotenzial sehr groß.
Doch unabhängig davon, um welchen Konflikt es sich im Kern handelt, der richtige Umgang ist entscheidend bei der Frage, ob wir (oder unser Unternehmen) gestärkt oder geschwächt aus der Situation hervorgehen.
Ein wichtiger Grundsatz, wenn wir Konfliktpotenzial -wie in der Situation eingangs beschrieben- sinnvoll nutzen wollen, lautet: frühzeitig ansprechen.
“Nur durch Mut kann dem Konflikt eine positive Wendung gegeben werden.” sagt Konfliktforscher Friedrich Glasl und plädiert damit für einen aktiven Umgang mit und das Ansprechen von Spannungen. Denn wenn dies nicht geschieht, läuft die Situation Gefahr, sich zu verhärten und es wird im schlimmsten Fall nur noch Verlierer geben können.
Wir könnten hierzu Romane schreiben, ein super spannendes Thema, oder wie siehst du das?
Wir glauben, es benötigt meist gar nicht so viel, eine wahre Liebeserklärung an das Streiten zu formulieren. Eine konstruktive Haltung, ein paar Kommunikationsskills, etwas Mut und eine lösungsorientierte Feedbackkultur.
Wo steht dein Unternehmen im Umgang mit Spannungen und Konflikten? Lebt ihr bereits eine offene Feedbackkultur? Falls nicht, ist es vielleicht Zeit für Entwicklung… Lass uns kennenlernen!
Bis dahin wünschen wir dir Mut und mutige Menschen um dich herum, die wissen, dass Vorwürfe oft nur verunglückte Wünsche sind 🙂